EUROSOLAR-Aufruf
"Dass ohne Atomenergie kein Klimaschutz und ohne
fossile
Großkraftwerke keine gesicherte und kostengünstige
Stromversorgung möglich seien, sind strukturkonservative,
technikpessimistische und zukunftsblinde Mythen"
(Hermann Scheer, Träger des Alternativen Nobelpreises)
Anmerkungen
von Wilfried Heck: Klimaschutz in Verbindung mit riesigen und
flächenzehrenden Maschinen für die Stromerzeugung aus
regenerativen Energien ist ein Mythos. Wer damit unser Klima
schützen will, soll in die globalen Wüsten gehen und diese
fruchtbar und lebenswert machen.
Mehr Mut zu
Erneuerbaren Energien!
Ein beschleunigter und umfassender Einstieg in ein neues
Energiezeitalter ist möglich
Der Aufruf an das Volk ist falsch
adressiert. Er sollte an die Sonne gerichtet sein, mit der Forderung,
doch bitte intensiver und länger zu strahlen. Für die
Stromerzeugung mittels
erneuerbarer Energien benötigen wir nicht mehr Mut sondern mehr
solare Leistung. Insbesondere des Nachts und in der dunklen Jahreszeit,
wenn sie nicht oder wenig scheint, wir aber Licht und Wärme
fordern.
Deutschland ist in den letzten Jahren zum weltweiten
Vorreiter in der Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien geworden -
mit dem größten technologischen Profil, der produktivsten
Anlagenindustrie und den höchsten und schnellsten
Einführungsraten. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der
Stromversorgung ist in kurzer Zeit auf zwölf Prozent angewachsen.
Seit dem Jahr 2000 sind Anlagenkapazitäten von 20.000 Megawatt
installiert worden. Über 150.000 neue Arbeitsplätze sind
bereits entstanden, mehr als in jedem anderen Wirtschaftszweig.
Das weltweite Vorreitertum
basiert auf einer Industrie, mit deren Gerätschaften eine von
allen Stromverbrauchern hochsubventionierte Stromerzeugung
ermöglicht wird. Ohne diese per Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
erzwungene Subventionierung wäre diese Form der Industrialisierung
bisher freier Lebensräume für Mensch und Tier weder
entstanden noch überlebensfähig. Würde das EEG
gestrichen, würde das System dieser Stromerzeugung unmittelbar
zusammenbrechen - samt den künstlich damit geschaffenen
Arbeitsplätzen. Hochsubventionierte Volkswirtschaften samt ihren
Folgen daraus dürften eigentlich vom System der früheren
Ostblockstaaten her bekannt sein. Zur Erinnerung: im damaligen
Ostdeutschland (DDR) gab es z.B. keine (amtlichen) Arbeitslosen.
Dies alles wurde möglich trotz des Widerstands der vier deutschen
Stromkonzerne und trotz zahlreicher willkürlicher Verweigerungen
von Standortgenehmigungen gegenüber Wind- und
Kleinwasserkraftanlagen, vor allem in Bayern, Baden-Württemberg,
Hessen und neuerdings in Nordrhein-Westfalen. Ohne diese politischen
Blockaden könnte der Beitrag der Erneuerbaren Energien zur
Stromversorgung schon heute deutlich höher liegen.
Es stimmt: ohne
verbreitete Widerstände aus dem Volk, z.T. aus der Politik und
auch von Stromkonzernen könnte der Anteil der Erneuerbaren Energien zur
Stromversorgung deutlich höher liegen - zum Vorteil der
EEG-Branche. Aber zum Nachteil der Stromverbraucher. Sie müssen
diese Branche subventionieren und hätten keinen Vorteil davon.
Denn Strom ist Strom, zumindest solange er bedarfsgerecht
verfügbar ist. Und die Entwicklung hat gezeigt, daß die
riesigen und flächenzehrenden Anlagen nur hinzukommen und nicht
anstatt herkömmlicher Kern- und Kohlekraftwerke samt deren
Stromautobahnen. Die gegenwärtig vorhandenen Stromtrassen reichen
ja nicht aus, wie die in Abstimmung mit der EE-Branche erstellte
dena-Studie beweist und daher müssen kurz- bis mittelfristig 850
km Höchstspannungsleitungen neu und langfristig weit über
1.000 km gebaut
werden.
Dennoch zeigt die bisherige Entwicklung: Die Ablösung atomarer und
fossiler Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien kann im Rahmen des
Erneuerbare-Energien-Gesetzes wesentlich schneller erfolgen als
allgemein angenommen wird. Während der Bau von
Großkraftwerken mehrere Jahre beansprucht, sind dezentrale
Anlagen Erneuerbarer Energien in wenigen Tagen installiert.
Die bisherige Entwicklung
widerspricht der obigen Behauptung. Eine Ablösung von
Kernkraftwerken hat trotz einer inzwischen gleichhoch installierten
Windkraftleistung bisher nicht stattgefunden. Einer KKW-Leistung von
ca. 20.000 MW steht derzeit eine gleich hohe WKA-Leistung
gegenüber. Dem Druckwasserreaktor DWR Brokdorf wurde im
vergangenen Jahr sogar eine Leistungserhöhung um 50 MW genehmigt.
Es ist unredlich, die Errichtungsphase eines Großkraftwerkes mit
jener von kleinen EEG-Anlagen zu vergleichen. Das Stromeinspeisegesetz
gibt es seit 1991 und so lange hat es gedauert, bis die
gegenwärtig installierte WKA-Leistung entstanden ist.
Wir haben damit die historische Chance zu einer Energieversorgung ohne
weitere Klimaschäden; ohne Atommüll und Gefahren atomarer
Großkatastrophen; ohne Gesundheitsschäden; ohne
Erpressbarkeit und Abhängigkeit von Energieimporten und ohne
Verwicklung in die sich zuspitzenden internationalen Konflikte um den
Zugang zu den sich weltweit erschöpfenden Restressourcen an
Öl, Erdgas, Kohle und Uran. Erneuerbare Energien sind als
heimische Energie verfügbar.
Kraftwerke stellen nur
einen Teil der Energieversorgung sicher. Ob sie das mit oder ohne
'Klimaschäden' tun, ist wissenschaftlich weltweit umstritten -
auch wenn die politisch korrekte Meinung dies anders verbreitet. Das
Internet bietet vielfache Möglichkeiten, sich ausreichend mit den
gewünschten unabhängigen und/oder anders lautenden
Informationen zu versorgen. Zudem hat noch kein Windrad und keine
Solarstromanlage dazu beigetragen, sich zur Vermeidung von
Erpreßbarkeit und Abhängigkeit von sich weltweit
erschöpfenden Restressourcen samt den damit verbundenen Konflikten
frei zu machen. Denn Strom aus Sonne und Wind ersetzt bisher kein
Erdöl, da wir keine Erdölkraftwerke betreiben. Windstrom wird
dagegen mit dem weiteren Ausbau auf See eine gehörige Portion
Erdgas benötigen - zwecks Kompensation der Windflauten
mittels schnell reagierender Gaskraftwerke. Der Erdgaskonflikt ist
damit bereits programmiert. Erneuerbare Energien sind, wie oben
behauptet, zwar heimische Energien, aber nicht verfügbar.
Solarstrom nachts überhaupt nicht und bei schlechtem Wetter nur
mäßig bis geringfügig und bei Flauten auch nicht der
Wind. Verwertbare Kohle haben wir dagegen in Deutschland noch für
mehrere Jahrhunderte. Die Braunkohle sogar als wettbewerbsfähigen
und subventionsfreien Energieträger.
Statt dies in gebotener Konsequenz voranzutreiben
- trommeln die vier großen deutschen
Stromkonzerne immer lauter für eine "Laufzeitverlängerung"
der Atomkraftwerke, um damit das geltende Gesetz auszuhebeln, das das
schrittweise Abschalten der deutschen Atomkraftwerke bis 2021
vorschreibt;
- werden gegenwärtig 45 neue fossile
Großkraftwerke auf Kohle- und Erdgasbasis mit einer
Gesamtkapazität von 30.000 Megawatt geplant.
Die Verfechter einer Laufzeitverlängerung der
Atomkraftwerke behaupten, das Potenzial der Erneuerbaren Energien
reiche nicht aus, den heute bei 28% der Stromversorgung liegenden
Anteil der Atomenergie zu ersetzen. Als Lockmittel für ihre
Forderung bieten sie an, aus einem Teil der Gewinne der
Atomstromproduktion Erneuerbare Energien zu finanzieren - als ob sie
das
nicht schon längst hätten tun können.
Aber auch die Vorhaben für neue fossile Großkraftwerke
werden damit begründet, dass diese für den Übergang zu
Erneuerbaren Energien noch notwendig wären, weil letztere noch
Zeit brauchen würden. Damit diese Strategien nicht im Widerspruch
zu den Klimaschutzzielen stehen, werden CO2-freie
Kohlekraftwerke in Aussicht gestellt - obwohl diese Technologie noch
nicht verfügbar ist und kein Konzept für die Endlagerung von
CO2 vorliegt, die über tausende von Jahren
gesichert sein muss.
So wie die Lobby der
EE-Branche für oder gegen gesetzliche Maßnahmen bei ihrem
Produkt 'trommelt' - je nach Auswirkung, tut es jene der Kernenergie
auch. Ein unbrauchbares Argument. Und wenn 45 neue fossile
Großkraftwerke auf Kohle- und Erdgasbasis mit einer
Gesamtleistung von 30.000 Megawatt geplant sind und einst auch gebaut
werden, dann kommt dies in Wirklichkeit der Windkraftlobby zugute. Denn
diese Leistung ist notwendig, damit eine zukünftige
Stromversorgung mit 30.000 MW Windleistung am Netz überhaupt
funktionieren kann - eben wenn der Wind ausbleibt oder nicht ausreicht.
Gäbe es diese fossilen Kraftwerke nicht, dann wären wir an
windarmen Tagen und - bezüglich der Solarenergie nachts sowieso -
ein stromarmes oder gar stromloses Land. Und was die Teilhabe der
Atomkonzerne an den Erneuerbaren Energien betrifft - die haben wir doch
längst. Es sind die stets beschimpften Großkonzerne, welche
die großen Windparks auf See errichten werden. Originäres
Beispiel: der 240 MW-Offshore-Bürgerwindpark Butentdiek scheiterte
mangels ausreichender Eigenmittel und wurde von einem Kapitalgeber
übernommen. Ein anderes Beispiel ist die geschäftliche
Verbindung des Kernkraftwerkebauers Areva mit dem
Offhore-Windanlagenbauer Repower.
Das Versenken bzw. die Tiefenlagerung von CO2 aus Kohlekraftwerken ist
hausgemachter Unsinn - kein Widerspruch. Aber wer sich, wie Eurosolar
einer von der KKW-Branche inszenierten CO2-bedingten Klimakatastrophe
anschließt, welche in der öffentlichen Meinung bereits
stärker präsent als die atomare Endlagerproblematik ist, darf
sich über die Unbrauchbarkeit seiner Argumentation nicht wundern.
Wir brauchen jedoch weder eine
Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke noch den Bau neuer fossile
Großkraftwerke:
Damit würden die heutigen Strukturen der Stromerzeugung in der
Hand weniger Großkonzerne für Jahrzehnte betoniert, die zu
Lasten
- der Energieverbraucher und der
Wettbewerbsfähigkeit der Industrie Rekordgewinne machen, damit den
weiteren Konzentrationsprozess finanzieren und die Abhängigkeit
von Energieimporten erhöhen;
- der Umwelt und der Zukunftsfähigkeit von
Wirtschaft und Gesellschaft den überfälligen Einstieg in
Erneuerbare Energien um Jahrzehnte zu verschleppen versuchen.
- Wenn wenige
Großkonzerne zu Lasten der Energieverbraucher und der
Wettbewerbsfähigkeit der Industrie Rekordgewinne machen etc., dann
ist das ein politisches Problem, welches mit der Stromerzeugung mittels
EE-Anlagen nicht gelöst werden kann. Dieses Argument dient der
Ablenkung vom eigentlichen Sachverhalt. Wir benötigen für
alle - Industrie, Gewerbe und Haushalte - eine verläßliche,
bedarfsgerechte und preiswerte Stromerzeugung. Anlagen der
regenerativen Stromerzeugung haben ihren Praxistest in Form autarker
Produktionen bis heute weder präsentiert noch bewiesen. Deshalb
stehen sie auch nicht für Alternativen sondern für Additive
zur herkömmlichen Erzeugung. Eine Ausnahme davon bilden lediglich
die per EEG geförderten regenerativen Bio-Wärmekraftwerke,
welche nicht anders arbeiten als konventionelle. Auch wenn deren
Potential nachwächst (bei verbrauchten Böden immer weniger
nachhaltig), es gründet sich nur auf den außerhalb von
Siedlungsgebieten existierenden landschaftlichen Restressourcen, die bereits nicht
anders verbraucht werden, wie fossile Energieträger.
- Jede Form der
elektrischen Stromerzeugung geht zu Lasten der Umwelt - ohne Zweifel.
Doch es gilt abzuwägen. Bisher gibt es keinen Nachweis
darüber, daß EE-Anlagen, bezogen auf die erzeugte
Strommenge, einen besseren Umweltschutz als herkömmliche Anlagen
bieten. Dagegen ist ein für Jedermann und für jede Frau,
welche mit geöffneten Augen durch Landschaften gehen, sichtbarer
Beweis offenkundig. Sämtliche EE-Anlagen sind bisher hinzu
gekommen und nicht anstatt von Großkraftwerken und
Hochspannungsleitungen. Was dies mit Zukunftsfähigkeit von
Wirtschaft und Gesellschaft zu tun haben soll... nun,
darüber mag jeder selber rätseln.
Wir brauchen mehr politischen und wirtschaftlichen
Handlungsmut zu Erneuerbaren Energien und zur Steigerung der
Energieeffizienz. Wir haben damit die einzigartige Chance,
- am Ausstieg aus der Atomenergie festzuhalten und
gleichzeitig die CO2-Emissionen zu senken;
- innerhalb weniger Jahrzehnte unseren
tatsächlichen Energiebedarf vollständig mit Erneuerbaren
Energien zu decken;
- unserer Volkswirtschaft einen neuen Aufschwung zu
geben mit zahlreichen weiteren neuen Arbeitsplätzen;
- unsere Umwelt und das Klima dauerhaft zu
schützen;
- und eine Dynamik für einen globalen
Energiewechsel zu entfachen.
Wir haben keine
Angst vor Erneuerbaren Energien und benötigen daher auch nicht
mehr Mut. Wir brauchen stets verfügbare Leistung aus Wind- und
Solarstromanlagen und die läßt sich eben nicht per Gesetz
verordnen. Und falls wir die Effizienz erhöhen wollen, dann ist
dazu eine Zusammenfassung vieler Kleinanlagen zu wenigen
Großanlagen erforderlich. Das sogenannte Repowering ist bereits
der Weg dahin. Trotzdem, wenn kein Wind weht, dann liefert auch eine
dreifach so starke und doppelt hohe Windmühle keinen Strom -
bleibt also grundsätzlich ineffizient. Desgleichen
Solarstromanlagen,
deren Ausdehnung und installierte Leistungen rekordmäßig
derzeit nur noch in Hektar und Megawatt angegeben werden. Jede Nacht
ist deren Effizienz gleich Null und tagsüber abhängig von
Sonne, Wolken, Regen oder Schnee.
- der Ausstieg
ist ein imaginärer Traum, weil er mit EE-Anlagen technisch nicht
realisierbar ist.
- hier
muß die Formulierung des 'vollständigen' Energiebedarfs
hinterfragt werden. Ein Großstadt wie Berlin, Frankfurt und viele
andere allein in Deutschland mit ihren Hochhäusern, der Verkehr in
seiner Gesamtheit (Autos, Schiffe, Flugzeuge, Bahnen), das Militär
mit seinem Energieverbrauch, die produzierende Industrie, das Gewerbe,
Dienstleistungsunternehmen und Haushalte - sie alle müßten
an windarmen und regnerischen Tagen wegen ausfallenden EE-Anlagen in
Stromarmut verbringen. Wie sich die Bevölkerung dabei wohl
fühlen würde?
- unsere
Volkswirtschaft würde einen Abschwung erleiden - beginnend mit den
zahlreichen hoch subventionierten Arbeitsplätzen.
- Der angebliche Schutz unserer Umwelt stellt als
Falsifikation die Wirklichkeit auf den Kopf und dient der
Rechtfertigung einer sich imperialistisch ausbreitenden und auf
monetärer Basis fungierenden Ideologie - dem
Ökologismus.
- Die Formulierung 'globaler Energiewechsel' stellt
den imperialistischen Machtanspruch heraus - die gesamte Welt hat sich
so zu verhalten wie eine bestimmte Gesinnung dies fordert.
Dass diese Chance real
greifbar ist, belegen die Einführungserfolge der letzten Jahre:
- Das im Erneuerbare-Energien-Gesetz angestrebte Ziel
eines Anteils Erneuerbarer Energien von "mindestens 20%" bis zum Jahr
2020 wird schon im Jahr 2013 erreicht, wenn nur das seit dem Jahr 2001
gegebene jährliche Einführungstempo fortgesetzt wird. Bis zum
Jahr 2021 wären wir dann schon bei einer Stromerzeugung aus
Erneuerbaren Energien, die mengenmäßig der heutigen
Atomstromproduktion entspricht.
- Darüber hinaus kann das Einführungstempo
Erneuerbarer Energien weiter beschleunigt werden, indem einzelne
Bundesländer ihre Genehmigungsblockaden beenden. Diese dienen
dazu, einen künstlichen Sachzwang zum Weiterbetrieb von
Atomkraftwerken und für fossile Großkraftwerke
herbeizuführen. Allein eine Leistungssteigerung der bereits jetzt
installierten Windkraftanlagen von gegenwärtig durchschnittlich 1
MW auf 2,5 MW durch die Genehmigung höherer
Anlagengröße könnte die Windstromproduktion in
Deutschland verdreifachen.
- Eine weitere drastische Minderung der CO2-Emissionen
ist durch die Steigerung des Anteils der Kraft-Wärme-Kopplung von
gegenwärtig 12% auf 30% des Strombedarfs erreichbar. Was in den
Niederlanden in den letzten 15 Jahren möglich war, nämlich
die Verdreifachung des Kraft-Wärme-Kopplungspotenzials, muß
und kann
innerhalb der nächsten 15 Jahre auch in Deutschland möglich
sein.
- Die auf alle Stromkunden verteilten Mehrkosten
für die vom Erneuerbare-Energien-Gesetz geförderten Anlagen
betragen etwa zwei Mrd. Euro im Jahr, das sind pro Stromhaushalt
durchschnittlich 18 Euro oder 0,6 Cent pro Kilowattstunde. Das ist
nicht mehr als die ebenfalls im Strompreis enthaltenen Kosten wegen der
steuerfreien Rückstellungen für die künftige Entsorgung
des Atommülls - und deutlich weniger als der Preisaufschlag von
fünf Milliarden Euro, den die Stromkonzerne für den Wert der
Emissionszertifikate erheben, obwohl diese ihnen kostenlos vom Staat
zugeteilt worden sind. Schon jetzt ist deshalb der Endpreis
unabhängiger Öko-Strom-Unternehmen, die ausschließlich
Strom aus Erneuerbaren Energien anbieten, niedriger als der
durchschnittliche Endpreis für konventionellen Strom.
Vor allem aber: Die
Kosten für Erneuerbare Energien
werden immer weiter sinken, aufgrund ständig verbesserter Anlagen
und Produktionstechniken und weil bei Strom aus Windkraft,
Solarstrahlung, Wasserkraft und geothermischer Energie keine
Brennstoffkosten anfallen. Dagegen werden die Kosten für Strom aus
fossilen Energien ansteigen, aufgrund der sich laufend erhöhenden
Brennstoffkosten und weil ein Neubau von fossilen Kraftwerken zu
Kostensteigerungen führen wird.
- Auch der ständig wiederholte Einwand ist nicht stichhaltig, dass
Erneuerbare Energien für eine gesicherte Stromversorgung zu allen
Tageszeiten nicht geeignet seien. Auch Solar- und Windstrom
könnten längst gespeichert werden - etwa in Form von
Druckluftkraftwerken oder in Pumpspeicherwerken. Durch den Einsatz von
Wasserkraft oder von Biogas in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen kann
jederzeit Strom aus Erneuerbaren Energien geliefert werden, wenn die
Solar- und 'Windstromproduktion zeitweise nicht ausreicht. Allem das
Potenzial von Biogas aus organischen Abfällen liegt bei voller
Ausschöpfung bei 20% des gesamten Strombedarfs! Hinzu kommt das
gegenwärtig fast noch ungenutzte Potenzial geothermischer Energie,
das immer zur Verfügung steht und innerhalb von 15 Jahren bereits
10% des Strombedarfs decken könnte.
Aus all dem ergibt sich, dass mit mehr Mut zu Erneuerbaren Energien
diese in etwa 20 Jahren bereits mehr als die Hälfte des gesamten
Strombedarfs decken könnten. Zugleich würde das die regionale
und mittelständische Wirtschaft beleben und die kommunale
Energiewirtschaft stärken.
Was die
letzten Jahre ebenfalls belegen, läßt sich wie folgt
formulieren:
- Es mag sein,
das oben genannte Ziel mit den bisherigen und mit
verstärkten Mitteln zu erreichen - mit der gegenwärtig
produzierten Menge des Atomstromes gleich zu ziehen. Aber nur additiv,
wie weiter oben bereits erläutert, und nicht substitutiv. Mit
einem damit einhergehenden immensen Kostenaufwand, bei dem deswegen
kein Verbraucher einen besseren Strom bekommt.
- Wenn einzelne
Bundesländer ihre angeblichen Genehmigungsblockaden beenden, dann
müssen sie sich radikal über viele Belange und Bedenken,
welche von der Bevölkerung vorgetragen werden, hinwegsetzen - die
typisch radikalsozialistische Methode. Und wie bereits erwähnt,
auch eine Verdreifachung von WKA-Anlagengrößen generiert bei
Windstille nicht mehr Strom.
- Kraft-Wärme-Kopplung
ist im Prinzip gut! Das Problem besteht bloß darin, daß
sich Wärme nur über kurze Strecken effizient verteilen
läßt. Da wo sich Kraft-Wärme-Kopplung energetisch und
finanziell rechnet, sollte es angewandt werden. Man soll aber nicht
davon ausgehen, daß in jedem Land und in jeder Region diese Form
der Energienutzung gleichartig durchführbar ist (Vergleich mit
Niederlande). Jedes Land hat seine Eigenarten und sollte nicht unter
sozialistischen Gesichtspunkten mit andern gleichgesetzt werden.
- Die auf alle
Stromkunden verteilten Mehrkosten belaufen sind bereits höher als
die gegenwärtigen Kohlesubventionen und steigen im gleichen
Maß mit der eingespeisten Strommenge. Denn auch die mit dem EEG
verursachten Kosten kommen im Abrechnungssystem hinzu und nicht anstatt
jener
wegen steuerfreien Rückstellungen für die künftige
Entsorgung
des Atommülls - plus Ausbau der Leitungstrassen.
Was die kostenlose Zuteilung von Emissionszertifikaten und den
anschließenden Aufschlag auf die Stromrechnung anbelangt, da
sollte sich Eurosolar doch an die Staatsanwaltschaft richten - falls
sie meint, es sei Betrug. Natürlich ist es Betrug - aber politisch
angezettelt,
angestiftet
und moralisch über die CO2-Chimäre unterstützt von
jenen, die diesen Vorgang am meisten beklagen. Und ein probater
Anlaß, die eigene Reinheit hervorzuheben und mit dem Zeigefinger
auf andere zu zielen.
Das Argument mit
der Kostensenkung mittels Erneuerbaren Energien wird
regelmäßig von der Vereinigung Deutscher
Elektrizitäts-Werke (VDEW) in der Jahresbilanz widerlegt. Denn
dort laufen nämlich die gemessenen Zählerstände zusammen
und nicht bei Eurosolar. Mit dem Neubau von Kohlekraftwerken wird ein
gewichtiges Effizienzpotential erschlossen, nicht mit EEG-Anlagen,
wobei die einen jede Nacht und die anderen die meiste Zeit des Jahres
nur unproduktiv bzw. unausgelastet umher stehen und zudem für ihre
Stromlieferungen vom konventionellen System abhängig sind. Genau
betrachtet profitieren EEG-Anlagen sogar von der Kohlesubventionierung,
denn ohne herkömmliche Kraftwerke sind sie im gemeinsamen Netz ja
nicht arbeitsfähig. Aufgrund der für EEG-Anlagen
erforderlichen Regelenergie sind sie auch am fossilen
Brennstoffverbrauch und den damit einhergehenden Kosten beteiligt.
Weil die EE-Branche wohl inzwischen zugeben muß, daß Erneuerbare Energien für eine
gesicherte Stromversorgung zu allen
Tageszeiten nicht geeignet sind, verfällt sie nun auf die
Speicherung von Windstrom in Druckluftkavernen oder in
Pumpspeicherwerken. Ein Aberwitz ohne Gleichen. Jede Speicherung,
gleich welcher Art, ist mit erheblichen Verlusten verbunden - ganz
besonders dann, wenn dabei eine mehrfache Energiewandlung anfällt.
Im Klartext: Energiespeicher sind zusätzliche Energieverbrauchseinrichtungen, nützlich für
Stromerzeuger. Für Endkunden aber ohne Nutzen, obwohl er für
den nun zusätzlichen Stromverbrauch per Stromrechnung dafür
berappeln muß. Denn auch EEG-Stromproduzenten rechnen nach
Kilowattstunden ab, egal wohin die abfließen oder wo sie
ankommen. Der Wirkungsgrad von Preßluftspeichern liegt in
praktizierten Fällen zwischen 40% bis 50% und wird allenfalls mit
neuester Technik auf 70% ansteigen. So gesehen würden damit 30%
der hochwertigen und teuer produzierten erneuerbaren Energien einfach
in Umgebungswärme verwandelt. Der Niederdruck des Windes wird bei
diesem Vorgang per Windrad in elektrischen Strom verwandelt, dieser
wiederum in Form hochkomprimierter Luft an Land in unterirdischen
Kavernen gespeichert, um bei erzeugungsbedingtem Bedarf in elektrischen
Strom zurückverwandelt zu werden - insgesamt mit einem erheblichen
Verlust verbunden. Zum Ausgleich solcher Verluste müssen
natürlich entsprechend mehr Windkraftanlagen erstellt werden. Ein
profitables Zusatzgeschäft für alle an dieser Art
Energiegewinnung- und -speicherung beteiligten Akteure.
Mit dem Einsatz von
Wasserkraft oder von Biogas in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen kann
jederzeit Strom aus Erneuerbaren Energien geliefert werden - falls die
Solar- und 'Windstromproduktion zeitweise nicht ausreichen würde -
lautet das Eurosolar-Argument. Dieser Satz impliziert, daß
Wasserkraft- und Biogas-Anlagen offenbar sonst nicht liefern, demnach
darauf warten, bis die Wind- und Solarstromproduktion nicht ausreicht.
Es ist unfaßbar mit welcher Unverfrorenheit das Volk, an das der
Aufruf gerichtet ist, belogen wird. Als hätten Betreiber von
Wasser- und Biokraftanlagen nichts anderes im Sinn, denn als
Lückenbüßer im profitablen Geschäft zu fungieren.
Sie sind doch die einzigen brauchbaren und wirkungsvollen Anlagen im
EEG-Geschäft, welche die aus Sicht der EEG-Branche
geschmähten Kern- und Kohlekraftwerke in autarker Weise wenigstens
im kleinen Umfang ersetzen
können und für lokale Bedürfnisse auch sinnvoll ihre
Anwendung finden. Aber als Lückenfüller für einen von
Wind- und Solarstromanlagen verursachten Mangel keineswegs ausreichend.
Wir fordern deshalb alle
politischen Entscheidungsträger auf
- allen Versuchen einer Laufzeitverlängerung der
Atomkraftwerke eine Absage zu erteilen;
- den Neubau von Kraftwerken, die noch fossile
Brennstoffe einsetzen, nur noch unter der Bedingung zuzulassen, dass
deren gesamte Stromproduktion in Kraft-Wärme-Kopplung erfolgt;
- die kostenlose Zuteilung von fossilen
Emissionszertifikaten einzustellen, um damit gegenüber der
Stromwirtschaft einen Handlungsdruck für den Energiewechsel
auszuüben;
- die unverhältnismäßigen
Genehmigungsblockaden gegenüber Erneuerbaren Energien aufzuheben
und dabei insbesondere Vorranggebiete für den Bau von
Windkraftanlagen in ohnehin technisch genutzten Landstrichen zu
schaffen, z. B. entlang von Bundesfernstraßen und
überörtlichen Bahnlinien;
- konsequente ordnungspolitische Initiativen zur
Stromeinsparung zu ergreifen;
Damit und mit weiteren ordnungspolitischen Maßnahmen
zur Ablösung fossiler Energien in Gebäuden (u. a. durch ein
Solares Wärmegesetz) und im Verkehrsbereich (u. a. für
energiesparende Motoren und den Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe) kann
der Energiewechsel noch rechtzeitig und unumkehrbar realisiert werden.
Angesichts der sich zuspitzenden Energiekrisen ist unsere praktische
Verantwortung so groß, dass jeder Kleinmut überwunden werden
muss.
Hier
seien alle politischen Entscheidungsträger aufgefordert
- die
erneuerbaren Energien nicht als geeigneten Ersatz für
Kernkraftwerke zu betrachten und deren Laufzeiten auf eine technisch
beherrschbare Sicherheit in Verbindung mit einer
verläßlichen und unterbrechungsfreien Stromversorgung zu
beurteilen.
- Emissionszertifikate
dienen einem geschäftsträchtigen Ablaßhandel und sind
daher als unsittlich zu bewerten.
- "unverhältnismäßige
Genehmigungsblockaden" ist eine arrogante Formulierung, welche dazu
auffordert, den Willen nur einer einzigen Partei bzw. einer einzigen
Meinung drakonisch durchzusetzen.
- das Verlangen
nach ordnungspolitischen Initiativen zur Stromeinsparung widerspricht
dem hemmungslos geforderten und geförderten Ausbau der
erneuerbaren Energien an Land und auf See sowie dem dafür
notwendigen Trassenbau zwecks Leitungsführung.
Ein 'unumkehrbarer'
und 'rechtzeitiger' Energiewechsel ist reine Sprachschöpfung, mit
der die von der Politik unterstützte EE-Lobby das Volk zwecks
Abzocke verblöden will. Dieses
Vorgehen treffen wir auch in anderen Wirtschaftszweigen an - z.B. in
der Pharmazie, dort, wo sich die Krankheitserfinder versammeln um die
von ihnen geschaffenen 'neuartigen' Medikamente unters Volk zu
streuen. Das Schlimme ist nur, daß unsere Politik dieses Treiben
der EEG-Branche argumentativ und real mittels finanziellen
Förderungen
unterstützt - anstelle Aufklärung zu betreiben.
Quelle des EuroSolar-Aufruf-Originaltextes:
http://www.eurosolar.de/de/images/stories/pdf/Kampagne_Mehr_Mut_feb07.pdf
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