Photovoltaik induziert CO2- und radioaktive
Emissionen
Es ist Ausdruck eines gänzlich fehlenden Verständnisses
für grundsätzliche energiepolitische Zielsetzungen in
Deutschland, wenn eine Reform-Ideologie netzgekoppelte Windenergie- und
Photovoltaik-Anlagen als die (einfachste) Lösung für
mittelfristig und sogar nachhaltig nutzbare Quellen elektrischer
Energieversorgung für Jedermann propagiert, sofern diese nicht
mittels Betriebs- und Einspeise-Management bedarfsbasiert gesteuert und
geregelt werden - also Betrieb als "virtuelles Kraftwerk". Es fehlt
eine ehrliche, ganzheitliche deutsche, sogar eine gemeinsame
europäische Energiepolitik.
Wenn der jetzigen euphemischen Propaganda nicht baldigst Einhalt
geboten wird, dann steht der "freie Fall" unserer
Elektrizitätswirtschaft vor dem Aufschlag und die Industrie
unseres Landes im Dunkeln.
Das Ergebnis der schon zu lange dauernden
"Pro-Photovoltaik"-Kampagne an einem fiktiven Beispiel: Die
Jahres-Energielieferung des Kernkraftwerks (KKW) Biblis A soll durch
Energie aus Photovoltaik (PV) ersetzt werden. Dieses neue PV-Kraftwerk
(PV-KW) müsste eine Leistung von rund zehn Gigawatt (GW),
entsprechend 10.000 Megawatt (MW) haben. 10 GW deshalb, weil die
äquivalente Vollleistungsverfügbarkeit in unserer
geographischen Lage im Jahr nur ca. 10% (für Windenergieanlagen
etwa 17%) beträgt. Um diese Leistung aus den derzeit
gebräuchlichen PV-Zellen zu erhalten, wären etwa hundert
Quadratkilometer (km²) wirksame PV-Zellen-Fläche nötig.
Ungefähr fünfzig Milliarden (Mrd.) Euro Investitionskosten
müssten hierfür geschultert werden.
Großabnehmer hätten später annähernd 0,55 Euro
für jede Kilowattstunde (0,55 €/kWh) zu zahlen und damit das
Sechsfache ihres jetzigen Strompreises. Folge: In Unternehmen
würde der Letzte das Licht löschen. Aber weiter.
Ein 1.000 MW-Steinkohlekraftwerk müsste – nur für das
Silizium - gut fünf Jahre lang rund um die Uhr mit
voller Leistung betrieben werden. Während des
fünfjährigen Energielieferbetrieb des Kohle-KW würden
ca. zweiundvierzig Millionen (Mio.) Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2)
angereichert mit den radioaktiven Isotopen Thorium -230, sowie Polonium
-228, -230 und -232 in die Luft geblasen. Wir merken uns: Um ca. 8,5
Mio. Tonnen CO2 pro Jahr – also ungefähr 42 Mio. Tonnen CO2 in 5
Jahren -, das sind gut 2,8% bzw. summarisch ca. 14% der durch die
gesamte Stromerzeugung verursachte CO2-Emission in Höhe von ca.
300 Mio. Tonnen/a zunächst zu induzieren und später, d.h.
nach gut fünf Jahren, beginnen diese scheinbar zu vermeiden,
bedürfte es der o.g. Investition von 50 Mrd. Euro. Ein
ökonomischer Wahnsinn, denn spezifisch kostet die Erzeugung bzw.
Vermeidung einer dieser Tonnen CO2 demnach (50 Mrd. €/42 Mio. t CO2)
fast 1.200 Euro und elektro-energetisch je ca. 1.000 kWh. Gehandelt
wird die Lizenz für die Emission einer Tonne CO2 derzeit mit 0,23
€ bis 0,58 €. Selbst bei einer Betriebszeit von zwanzig Jahren kann das
PV-KW die verursachten Emissionen nicht auf Null zurückführen
*); eine Tatsache, die auch für netzgekoppelte PV-Hausanlagen
gilt, denn – und dies ist das Entscheidende – das PV-KW ersetzt
energetisch nicht das KKW, zumindest nicht zu 100%. Der Grund
hierfür: Nachts wird kein PV-Strom geliefert und an trüben
Tagen nur wenig. Außerdem verschlechtert sich der Wirkungsgrad
der PV-Zellen mit der Folge, dass sich die Leistung verringert und
damit auch die Energielieferung. Ersatz- sowie positive und negative
Regelenergie muss von herkömmlichen Kraftwerken geliefert werden.
Es ist zu fragen, welchen energetischen und/oder ökonomischen Sinn
hat das PV-KW bzw. haben PV-Anlagen überhaupt, sofern sie nicht
dezentral im so genannten Inselbetrieb ihre Energie liefern bzw. erst
den Eigenbedarf des Betreibers decken, und dann den evtl.
Überschuss einspeisen? PV-Anlagen leisten einen wesentlichen
Beitrag zur CO2-Emissions-Reduzierung, wird verbreitet. Ein grandioser
Lobbyisten-Erfolg. Der Glaube an diesen Mythos, gepaart mit
psychologisch geschickter Propaganda, kann wohl nicht nur Berge
versetzen.
Kein Wunder, denn die Sonne ist der Deutschen liebstes Kind.
*) Auf der Basis der gesamten Stoffzykluskette
(Quarzsand-Förderung, -Transport, -Aufbereitung, -Erschmelzung zu
Silizium, PV-Modulfertigung, Geländeerschließung,
Aufständerung, Wechselrichterbau, Verkabelung, PV-KW-Erstellung,
Netzanschluss, Wartung, Reparatur, PV-KW-Demontage, Recycling,
Gelände-Rekultivierung, Ingenieur- und Montage-Dienstleistungen,
Behörden-Dienstleistungen, Gutachter, u.v.m.) beträgt die
Masse der induzierten Gesamt-CO2-Emission abgeschätzt 120 Mio.
Tonnen bzw. ca. 110 Mrd. kWh als rein elektrisches
Energie-Äquivalent. Dies wiederum entspricht rd. 70% der
jährlichen Stromnutzung aller Haushalte (HH) in Deutschland.
Allein nur auf dieser Basis ergibt sich, dass das PV-KW eine
Mindestbetriebszeit von 15 Jahre haben muss, um die verursachten
Emissionen auszugleichen.
2 Mrd. kWh PV-Energie wurde in 2006 geliefert inklusive etwa 14 Mio.
Tonnen CO2 plus Radioaktivität. Summarisch erhielt jeder HH rd. 13
kWh (von 2 Mrd. kWh x 25% = 0,5 Mrd. kWh) entsprechend 0,35%.
Für die 2 Mrd. kWh zahlten die Netzbetreiber 1,1 Mrd. Euro, also
0,55 €/kWh, der HH hingegen im Mittel 0,20 €/kWh. Die
PV-Stromlieferanten bekamen für ihren 2,18%-igen Anteil am
Gesamtstrom aus Erneuerbaren jedoch 20,6% vom gesamten EEG-Entgelt.
Förderung auf höchstem Niveau. O sole mio.
Zum Vergleich: Für die 15-fache Windstrommenge erhielten die
Einspeiser 2,6 Mrd. Euro (= 0,085 €/kWh).
Herbert Niederhausen im Juni 2007
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