Pressebericht mit anschließendem Leserbrief

Anzeiger für Harlingerland,  Wittmund, S. 3, 11. Februar 2009

Repowering: Bedenken zum neuen F-Plan - EG bemüht sich um neues Konzept für den Windpark Eggelingen / Anlagen haben keinen Einfluss auf Brutverhalten.
Die Stadt möchte sich jetzt absichern, damit es keine Antragsflut geben kann.

WITTMUND/IME - Mit dem Konzept Repowering von Windkraftanlagen hatten sich die Mitglieder des Planungsausschusses der Stadt Wittmund am Montagabend zu beschäftigen. Die EG Wittmund bemüht sich um ein Repoweringkonzept. Geplant ist es, 14 derzeitige Windkraftanlagen, die einzeln verstreut stehen, abzubauen und dafür neue im bestehenden Windpark Eggelingen zu errichten. Derzeit stehen hier vier Anlagen des Typs E-70, eine weitere ist im Verfahren. Martin Sprötge von der Planungsgruppe „grün" stellte das detaillierte Projekt am Montag vor.

Die Potenzialfläche hat derzeit eine Größe von 86 Hektar. Ausgegangen wird davon, dass die Anlagen mindestens 500 Meter von der Wohnbebauung entfernt sind. Berücksichtigt werden muss bei einer Erweiterung des Windparks auch, dass die Parks mindestens einen Abstand von vier bis fünf Kilometern haben müssen. Grundlegend galt es aber zu klären, wie sich das Brutverhalten der Vögel in den vergangenen Jahren seit Bestehen der Anlagen in diesem Bereich verändert hat.

Interessanterweise wurde bei der Untersuchung festgestellt, dass mehr Brutvögel in dem Bereich zu finden sind, stellte Sprötge dar. "Im Vergleich zu den Erfassungen im Jahr 2002 hat sich das Vorkommen des Kiebitzes und des Rotschenkels fast verdoppelt. Bei der Uferschnepfe sind es sogar 160 Prozent mehr", sagte Sprötge. Ähnliche Ergebnisse konnte der Planer im Vergleich auch für den bestehenden Windpark in Haren (Emsland) darstellen. Man habe bereits das Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde geführt, die die Angelegenheit jetzt prüfen will.

Man müsse überlegen, ob die Ergebnisse nicht bedeuten, dass der Windpark sogar den Artenbestand sichern könne, so Sprötge.

Insgesamt befinden sich die geplanten Anlagen noch in den Kinderschuhen, derm auch, wenn aus naturrechtlichen Gründen nichts gegen eine Erweiterung des Parks sprechen würde, so bedeute es doch für die Stadt den derzeit gültigen 40. Flächennutzungsplan noch einmal zu novellieren. Das wiederum hätte zur Folge, dass in den laufenden Planungen der Erneuerung für kurze Zeit kein F-Plan greifen würde. "Wir wollen hier absolute Planungssicherheit", betone Bauamtsleiter Joachim Wulf. Denn die Gemeinden und Städte sind nach wie vor nicht 100 Prozent davor geschützt, dass in genau diesem Zeitraum eine Flut von Einzelanträgen zur Errichtung von Windrädern auf sie zukommen. Die Stadt werde jetzt weiter rechtlich prüfen, welche Möglichkeiten sie hat. Bedenken, dass die zu ersetzenden 14 Einzelanlagen für eine gewisse Zeit neben den neu gebauten weiterlaufen würden, räumteWulf aus. "Die würden dann sofort abgeschaltet werden - Eggelingens Ortsvorsteher Willi Lüpke (SPD) begrüßte die Überlegungen grundsätzlich, gab aber zu bedenken, dass er von ähnlichen Planungen der Gemeinde Wangerland gehört habe und dann die Windkraftanlagen die kleine Ortschaft "umzingeln" würden. Heinz Buss (SPD) bezeichnete die Planungen der EG als gut und er appellierte an Verwaltung und Ausschussmitglieder, sich jetzt mit dem Thema auseinanderzusetzen. "Wir benötigen aber im Fächennutzungsplan Sicherheit, da geht kein Weg dran vorbei", betonte Wittmunds Bürgermeister Rolf Claußen.




Anzeiger für Harlingerland, LK Wittmund,  03. März 2009 S. 11
Leserbrief

Wundersame Vogel-Vermehrung

Betr.: Repowering der Windkraftanlagen im Bereich der Stadt Wittmund.

Im Bereich der Stadt Wittmund soll es zu wundersamen Vermehrungen von Kiebitzen und Rotschenkeln gekommen sein, durch Windkraftanlagen in Eggelingen, sagt jedenfalls der Mitinhaber des Gutachterbüros "Planungsgruppe Grün", Martin Sprötke. Zweifellos brüten auch Kiebitze und Rotschenkel sowie andere Vogelarten gelegentlich im Umkreis von Windkraftanlagen, das ist bekannt. Zu fragen ist daher zunächst, ob vor der Errichtung der Anlagen die Brutbestandszahlen überhaupt gründlich erfasst worden sind und nun, beim genaueren Nachzählen vor dem Repowering, höhere Zahlen herausgekommen sind. Oder gibt es gar andere natürliche Faktoren der Bestandszunahme?

Dass aber ausgerechnet Windkraftanlagen zur Erhöhung des Brutbestandes oder gar zur "Sicherung des Artenbestandes" beitragen können, muss wohl an der Auftragsnähe der "Planungsgruppe Grün" zur Windkraftindustrie und zu Betreibern liegen. Nach deren Diktion bedarf es also nur mehr Windkraftanlagen, um die Bestände bedrohter Wiesenvögel zu sichern. Das ist selbstverständlich Unsinn. Überhaupt nicht erwähnt werden in der Berichterstattung die Auswirkungen durch Scheuchwirkung auf die durchziehenden Rastvögel, also der erhebliche Lebensraumverlust, und die tödlichen Auswirkungen auf Fledermäuse, das ist sehr gut untersucht.

Artenschutz in Deutschland ist offensichtlich nur auf internationalen Konferenzen ein Thema, nicht aber im tagtäglichen Naturschutzverhinderungsgeschäft. Das Büro "Grün" ist eines von etwa fünf Planungsbüros in Niedersachsen, denen eine starke Nähe zur Windbranche nachgesagt wird und die deshalb "immer wieder gerne" genommen werden.

Dem Ratsgremium in Wittmund werden sich diese Feinheiten nicht erschließen, die Damen und Herren sollen eben nur abstimmen, wünschenswerter Weise im Sinne des Betreibers und mit Hilfe eines Gutachterbüros, das sich dafür gegen Bares engagieren lässt.

Manfred Knake

12.04.2009 http://wilfriedheck.de